IKV Mainz

الجمعية الثقافية الإسلامية بماينز
Islamischer Kulturverein Mainz e.V.

FajrShurukDhuhrAsrMaghribIshaa
الفجرالشروقالظهرالعصرالمغربالعشاء
06:2807:4912:13 14:1516:3617:59
Gebete

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Erbarmers

O Allah! Unser Dank und unser Lob gebühren Dir! Du bist das Licht von Himmeln und Erde! Deine Hilfe ersuchen wir und deiner Rechtleitung folgen wir.
Wir bezeugen, dass es keine Gottheit gibt außer Dir, und dass Mohammad dein Prophet und Gesandter ist.
Für ihn, seine Familie und seine Gefährten erbitten wir Deinen Frieden und Deinen Segen!
Möge Allah (swt) unsere Versammlung an diesem gesegneten Freitag segnen und uns allen am Jüngsten Tag eine Begegnung mit unserem geliebten Propheten Mohammad (s.) ermöglichen, in der wir aus seiner Hand trinken können, so dass unser Durst für immer gelöscht ist.
Liebe Gläubige! Seid gottesfürchtig, wo immer ihr seid und handelt rechtschaffend in Wort und Tat!

Liebe Musliminnen und Muslime!

Die heutige Predigt behandelt ein Thema, das unser Denken und Handeln als Musliminnen und Muslime betrifft: das Verstehen!
Folgendes muss für jeden von uns klar sein: Wir können religiös korrekt handeln, nur wenn unser Handeln auf einem korrekten umfassenden Islam-Verständnis basiert. Ein Handeln ohne klares Verständnis führt – so sagen die Gelehrten – zu wundersamen Ergebnissen!
Beim Verstehen achten wir auf Begriffe, Methode und Umfeld. Jeder Denkfehler in diesem Dreieck hat Folgen. Deshalb sehen wir Musliminnen und Muslime, bei denen die Begriffe und die Denkstrukturen nicht islamisch korrekt bestimmt werden, wie sie ein großes Durcheinander in ihrem Alltag erleben und merkwürdige Handlungen im Namen des Islams an den Tag legen. Wir müssen uns nicht wundern, wenn wir heutzutage extrem große Unterschiede feststellen, wie manche Menschen den Islam definieren wollen.

Ein Blick auf unsere islamische Geschichte macht deutlich, dass dieses Problem nicht neu ist. Es waren immer Menschen, die keine solide und umfassende islamische Bildung genossen haben, in der sie hätten die Grundbegriffe und die Grundlagen des Islams verstehen können. Wir können in den Geschichtsbüchern lesen, dass mehrere Strömungen und Gruppierungen entstanden so entstanden sind, weil sie den Glauben (iman) willkürlich definiert hatten. Ich möchte kurz ein paar Beispiele nennen.

Mit einem falschen Begriff von Iman vertraten z.B. die sog. Murdschi´a die Position, dass der Glaube im Herzen ausreicht und dass der Mensch nicht danach handeln muss, weil alles auf den Jüngsten Tag aufgeschoben wird. Die sog. Charidschiten haben eine extreme Position im Umgang mit Sünde vertreten und Gläubigen aufgrund von schwerwiegenden Sünden den Glauben abgesprochen. Die sog. Qadarīya vertraten in der Qadar-Frage (die Vorherbestimmung) die extreme Position, dass es keine Vorherbestimmung gibt und haben dem Menschen eine absolute Willensfreiheit zugesprochen. Und bei der Liebe zur Familie des Propheten (s.) (ahlu al-Bayt) finden wir bis heute manche extreme Positionen im Schiitentum. In der Gegenwart sieht es leider nicht besser aus. So finden wir heutzutage den politischen, den mystischen, den kämpferischen, den radikalen, den salafistischen oder auch den liberalen Islam vor.

Weil Begriffe (mafaahiim) und Prinzipien (usul) nicht geklärt werden, weil kaum jemand bereit ist, sich mit Mühe und Ausdauer theologisches Wissen anzueignen und zu bilden, findet ein solches Durcheinander statt. Das ist nicht die Erklärung für alles, aber ein wichtiger Grund! Dieses Durcheinander – liebe Musliminnen und Muslime – gibt vielen Menschen Anlass, den Islam anzugreifen, weil er nicht mehr definierbar erscheint. Dies gibt aber auch manchen jungen Menschen, die eine Zweifelsphase durchmachen, Anlass, sich vom Islam abzuwenden, weil sie nichts mehr verstehen und nicht in der Lage sind, das zu erfassen, wie Allah (swt.) einstmals die Religion als Gnade bestimmt hat, z.B. in Sure 5 (al-ma´ida), Vers 3:

„Heute habe ich euch eure Religion vervollständigt, so dass nichts mehr daran fehlt; meine Gnade an euch vollendet, und ich bin damit zufrieden, dass ihr den Islam als Religion habt.“ (Koran 5:3, 3. Satz)

Liebe Muslime,
Wenn die Begriffe und die Grundlagen (usul) nicht stimmen, dann darf man sich nicht wundern, zu welchen Ergebnissen die Menschen im Namen des Glaubens kommen. Man wundert sich heutzutage über Fragen, ob z.B. beim Verzehr von Alkohol die basmala erforderlich sei! Oder ob bei Ehebruch und Zina (außerehelicher Beziehung) die Erzeugung von Kindern lieber zu verhindern oder unproblematisch sei. Man kann als Imam und Gelehrter nur den Kopf schütteln! Aber in Zeiten, in denen vieles im Namen der Religion liberalisiert wird, kommt so was vor.

Liebe Muslime,
Lasst uns dem Vorbild des Propheten (s) folgen! Er gab sich immer viel Mühe, begriffliche Klarheiten zu schaffen. Er erklärte in kurzen und prägnanten Aussagen alle Grundbegriffe des Islams, des Glaubens (iman), Gewinner und Verlierer, Hochmut etc.. Z.B. lesen wir:

Ein Muslim ist jener Mensch, von dem für andere Menschen nur Frieden ausgeht; von seiner Seite sich die Menschen keine Angriffe (weder Hand noch Zunge) fürchten müssen;
Der Gläubige (mu´min) ist der Vertrauenswürdige, dem die Menschen in Bezug auf ihr Vermögen und ihre Familien vertrauen können;
Der Auswanderer (muhadjir) ist die gläubige Person, die sich von allem Übel fernhält!“

 

Anhand dieser klaren Worte möchte ich meine Botschaft der heutigen Predigt zusammenfassen: Beteilige dich nicht an diffusen Diskussionen, in denen weder Begriffe noch Positionen eindeutig geklärt und definiert sind. Bemühe dich mithilfe von klaren Begriffen und Argumenten um Klarheit im Kopf und Herz!

 

Wir bitten Allah (swt) darum, uns beizustehen, uns die Kraft des klaren Verstehens zu geben, so dass wir gut zwischen Gut und Übel unterscheiden können! –

Āmīn, wa-al-hamdu-lillahi rab-al-aalamin!

(Dr. Abdelhaq el-Kouani,13.05.2022)

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